Grußwort: Willkommen in der Welt der Aphorismen!

Liebe unbekannte Literaturfreunde! Das Internet ermöglicht viele Dinge – böse wie gute – ich hoffe aber, dass unser Kontaktnehmen mittels meines Literatur-Blogs zu den angenehmeren zählt. Also Willkommen, Servus, Grüß Gott, oder was auch immer!

Nach jahrelanger Beteiligung an verschiedenen Aphorismensammlungen entschloss ich mich zu dieser Öffnung meiner Wort-Schatztruhe, die sich hoffentlich nicht als eine Büchse der Pandora erweist. Neben den unvermeidlichen Aphorismen, es sind wirklich schon sehr viele geworden (etwa um die 70.000), ich werde sie hier peu a peu durchreichen, will ich auch andere Dinge präsentieren, vor allem Lyrik und Kurzprosa – auch das geht nicht auf einen Riss, sondern eben nur in ständiger Vervollkommnung.

Ich schreibe seit vielen Jahren schon, das Wörtchen „dichten“ klänge dafür zu stolz. Auch nicht immer ungefährdet, in der DDR waren Meckerbolde kaum beliebt, ich konnte dort kaum was veröffentlichen. Später aber, nach dem unvermeidbaren Ende dieses Gebildes, schaffte ich den Sprung auf den vorbei rasenden „Gründerzeitzug“ nicht, was verschiedene Ursachen hatte, meine angeborene Scheu, auch eine zeitweise gesundheitliche Unterhöhlung. Ich schrieb jedenfalls einfach weiter, vor allem immer wieder viele Aphorismen, aber auch Lyrik, Prosa und Stücke. Über einige Jahre hinweg wurden dadurch etliche meiner Texte aufgrund der Präsenz auf mehreren Internet-Sammlungen (u.a. aphorismen.de | Aphorismen-Archiv | zitante.de) immer bekannter – da aber die riesige Menge von den sehr rührigen Betreibern nicht endgültig repräsentiert werden kann, entschloss ich mich zu dieser Seite.

Dies sollte als Vorrede genügen, ich wünsche Ihnen hoffentlich ein wenig Spaß und nehme Anregungen wie Kritiken aller Art gern entgegen!

Ihr Martin Gerhard Reisenberg

Liebe Literaturfreunde, verehrte Mitmenschen! Es existieren vermutlich wenige Existenzen, bei denen Genie und Wahnsinn so eng beieinander liegen wie bei meinem Vater.

Es ist daher höchste Zeit, ihm und seiner nahezu unfassbaren Schreibwut eine Plattform zu schenken, die sein komplettes Werk in einem würdigen Rahmen präsentiert und zum Verweilen bei einer Tasse Kaffee oder Tee einlädt, die den im Netz herumschwirrenden Zitate-Suchern immer einen passenden Sinnspruch bereit hält oder die uns einfach nur Antworten auf Fragen liefert, welche wir uns garnicht gestellt haben. Meine Fotografien sollen Sie hierbei unterstützen und inspirieren (werfen Sie unbedingt einen Blick in die Aphotismen-Sektion!).

Neben der grundsätzlichen Konzeption, dem Aufbau und dem Betrieb dieses Portals stellten uns neben der Bereitstellung einer wirkungsvollen Suchfunktion vor allem die Zusammenstellung, Kategorisierung und Verschlagwortung der inzwischen über 70.000 Aphorismen vor eine große Aufgabe – mittels eines eigens hierfür entwickelten Algorithmus ist es mir aber gelungen, den Aufwand in Grenzen zu halten. Natürlich ist ein solcher Algorithmus mit Fehlern und Ungenauigkeiten verbunden – ich bitte Sie also, wann immer Sie Fehler finden oder Anregungen haben: Scheuen Sie nicht den Kontakt zu uns!

Liebe Gäste! Der Betrieb einer solchen Seite verursacht neben dem investierten Herzblut auch laufende, nicht unerhebliche Kosten. Um diese zu decken, sind wir auf die Schaltung von Werbeanzeigen angewiesen. Wir achten aber jederzeit auf ein aufgeräumtes Erscheinungsbild! In diesem Sinne wünsche ich eine inspirierende Zeit in unserem kleinen Mikrokosmos. Halten Sie Ihre spontanen Gedanken oder Fragen an den Autor doch gerne einfach in den Kommentaren fest oder bewerten Sie seine Texte – und helfen Sie uns dabei, diesen Literaturblog als einen kreativen Lichtblick im World Wide Web zu etablieren!

Ihr Tilman Scheinpflug

Das Taxi des Niemandslandes

Die folgende Geschichte erschien in der Anthologie Fortgesetzter Versuch einen Anfang zu finden (München, 2005). Sie zählte zu den besten 21 unter 1.832 Einsendungen zum 1. Literaturpreis des Freien Deutschen Autorenverbandes.

Jeden Dienstag zur späten Vormittagsstunde kam es angeglitten, beinahe lautlos, jedoch unerbittlich pünktlich, das Taxi aus dem letzten thüringischen Flecken jenseits der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze.

Es passierte die gewesene Demarkationslinie, fuhr einige Kilometer nach Hessen hinein, wendete und fuhr die gleiche Strecke zurück.

Ausnahmen gab es wenige, einige Male nur hielt es vor einem Gasthaus. Der Chauffeur und der stets gleiche Passagier stiegen aus und aßen dann gemeinsam. Zwischen ihnen fiel kaum ein Wort, die Routine des allwöchentlichen Vorgangs schien allmächtig zu sein.

Diese seltsamen Fahrten fanden seit über einem Dreivierteljahr statt. Der Taxifahrer, dem dieser merkwürdige Mensch eine zwar bescheidene, aber doch kontinuierliche Verdienstquelle eröffnet hatte, setzte gegenüber allen neugierigen Blicken eine hochmütige, wissende Miene auf. Mit der Lässigkeit des Eingeweihten, des Geheimnisträgers, wehrte er auch alle neugierigen Fragen standhaft ab.

So widerfuhr auch diesem Ereignis, was immer die Zeit allen Vorgängen bereitet, die ihre Einzigartigkeit verlieren. Das wöchentlich auftauchende Taxi war von der Alltäglichkeit besiegt worden, war ein Geschehen was zum wöchentlichen Leben einfach dazu gehörte.

Es waren schon 4 Monate, die ich in dieser Gegend hinter mich gebracht hatte. Umfängliche Vermessungsaufgaben hatten mich hergeführt, die nun offene Grenze schuf nach den Wochen des Jubels einige Probleme bürokratischer Art, pedantische Aufgaben, mit denen ich mich auseinandersetzen musste. Dabei war gerade diese Gegend der Ort grandioser Gefühle gewesen, patriotische Ausbrüche waren gefolgt. Nun atmete alles wieder einige Züge friedlicher und ich konnte mit meinem Team nachmessen und berechnen nach Herzenslust, ohne den Orkan der Weltgeschichte zu verspüren.

Das Auftauchen des merkwürdigen Fahrzeuges hatte meine Aufmerksamkeit sehr schnell erregt. Ich konnte jedoch, im Gegensatz zu manchen Ortsansässigen, in meinen Gedanken nicht zur Tagesordnung zurückkehren. Alles an diesem Gefährt war grau, Fahrer und Passagier einbezogen. Der Fahrer trug stets die gleiche graue Mütze zu einem ähnlich gefärbtem Hemd und grauer Hose, der Passagier einen bequemen dunkelgrauen Anzug. Sein Gesicht hatte ich oft betrachten können, er verbarg es nicht in der Tiefe des Wagens. Es verriet Intelligenz, wohl auch einige Tatkraft, die im Moment aber sehr gebremst schien. Alles jedoch wurde von der tiefen Nachdenklichkeit regiert, die seine Züge am deutlichsten prägte.

Ein literarisch gebildeter Mitarbeiter erwähnte die berühmte romantische Nebeldroschkengeschichte, mir kam dieser Vergleich jedoch unangebracht genug vor.

Zwei Dienstage später war es, wir hatten infolge schadhafter Geräte eine Zwangspause einlegen müssen, als ich müßig auf der Terrasse eines Cafes herumsaß. Ich vertrieb mir mit einigen Berechnungen die Zeit, hatte keine Augen für die Straße.

Auf der Terrasse vor dem Cafe ...

Das Geräusch bremsender Reifen riss mich aus meinen Überlegungen heraus, zu meinem Erstaunen hielt das seltsame Taxi dicht vor dem Cafe. Beide Männer stiegen aus und der Passagier, ein hochgewachsener athletischer Mann mit grauem Bürstenschnitt, redete einige Worte zu dem Fahrer. Dieser verzog sich daraufhin wortlos ins Innere des Restaurants.

Als der Mann auf mich zukam erhob ich mich aus meinem Korbsessel. Mit einer Geste deutete er an, dass er neben mir Platz nehmen wollte, ich bejahte, setzte mich danach wieder bequem zurecht.

„Sie sind mir unter all den Menschen, die mich in den letzten Monaten beobachteten, besonders aufgefallen“, begann er übergangslos, schwieg danach wieder und bestellte als die Kellnerin zu uns trat. „Sie wirken gleichermaßen aufgeweckt wie verschlossen, so als würden sie über all den Dingen stehen, die nicht nur für die Dörfler hier die Welt bedeuten. Natürlich, sie haben wohl einen Beruf der viele Ortswechsel mit sich bringt. Aber daran liegt es nicht. Sie erinnern mich zu sehr an Vergangenes, mit ihnen möchte ich gern darüber reden“.

Der Mann schwieg wieder, während ich nachdenklich gleich mehrere Zigaretten zwischen den Fingern zerrieb.

„Ich will Ihnen erzählen“, fuhr er dann fort, „weshalb ich die Lebensumstände der Taxibranche in H. ein wenig verbessere.“

Ich forderte ihn mit keiner Reaktion zum Weiterreden auf, ihm schien das zu gefallen und erneut setzte er an.

„Vor vielen Jahren, es gab natürlich noch die Grenze, liebte ich abgöttisch eine junge Frau. Sie bewohnte und bewirtschaftete mit großer Mühe einen Bauernhof im Kreise H. Ein Teil ihrer Verwandten war zwangsausgesiedelt worden, als verdächtige Elemente, sozusagen, sie hatte dem schwerkranken Großonkel, dem Oberhaupt der Sippe, versprechen müssen, den Hof unter keinen Umständen preiszugeben. In wahrer Nibelungentreue werkelte sie also, pflegte eine bei ihr verbliebene alte Tante und bekam keinen Mann auf den Hof. Die nahe Grenze ödete das Leben aus, die Geduldigen aber blieben und harrten der Wunder, die eines Tages kommen sollten, vorerst aber nicht kamen.

Ich lernte Maria in Erfurt kennen, wir verliebten uns Hals über Kopf ineinander. Nach einiger Zeit trafen wir uns auch wieder und durchwanderten in einem gemeinsamen Urlaub einen Teil der heimischen Wälder. Wie es schien recht erfolgreich, denn wenige Zeit später war sie schwanger.

Aber auch ich konnte ihr nicht auf den Einödhof folgen, ich galt als ein unzuverlässiges Element, durfte nicht in Grenznähe siedeln. Zudem wurde ich infolge meiner beruflichen Spezialisierung gebraucht, die Funktionäre des nie funktionierenden Planes jagten mich von einem Orte zum anderen.

Das Kind, ein Mädchen, kam zur Welt, begann ohne Vater aufzuwachsen, die Jahre vergingen und etwas in mir starb ab. Ich schickte reichlich Geld, sie schickte gelegentlich neue Fotografien.

Ich wollte und konnte dort nicht ansässig werden, die Macht hätte es auch nicht geduldet. Sie hielt ihr der Familie gegebenes Versprechen, werkelte weiter allein herum und die alte Tante lebte ewig.

So wurden Königskinder aus uns, die kein Strom trennte, die nur der Starrsinn aufhielt, die Unfähigkeit auf die äußeren Verhältnisse angemessen zu reagieren.“

Er hielt nach diesem Satz inne, verschränkte die Hände hinter dem Kopfe und blickte weit in die Landschaft hinein. In dieser Pose verharrte er einige Minuten, ich störte ihn auch dabei nicht. Von meiner Seite gab es nichts zu sagen, er schien auch keinen Kommentar zu wollen.

„Dann, ja dann“, mit diesen Worten griff er seine Erzählung wieder auf, „dann stand eines Abends jenes junge Mädchen in meiner Tür, damals lebte ich in Leipzig“. „Ich komme aus dem Eichsfeld“, sagte sie einfach, „ich bin hergetrampt. Ich habe ihnen etwas zu überbringen.“ Ich ließ sie ein und sie überreichte mir einen geschlossenen Briefumschlag. Ich bereitete ihr ein Abendbrot, überließ sie dann für kurze Zeit sich selbst und widmete mich dem Inhalt des Kuverts.

Es handelte sich um eine Nachricht von Maria. Überraschend genug erschien mir die ganze Botschaft, immerhin war von der Möglichkeit einer gemeinsamen Flucht die Rede. Niemals hatten wir gemeinsam geplant und nun dieser folgenschwere Vorschlag! Was mochte sie nur zur Preisgabe des verwandtschaftlichen Erbes veranlasst haben?

Ich dachte aber nicht weiter darüber nach, nicht an jenem Abend, ließ die Überbringerin der Nachricht übernachten, ohne viele Worte mit ihr zu wechseln. Am Morgen brach sie bald auf, wie sie sagte wolle sie zu Bekannten irgendwo im Ring um Berlin.“

Der Mann schwieg erneut trank ein wenig und musterte nachdenklich seine Umgebung. So blieb es einige Minuten und ihn schien es erneut zu freuen, sich nicht in mir getäuscht zu haben.

Nachdem wir uns eine Weile angeschwiegen hatten, leitete er mit einer Geste den neuerlichen Fortgang seiner Erzählung ein.

„Die Nachricht war kurz und lakonisch, ich sollte mich in genau zwei Wochen zu einer bestimmten Stunde in H. einfinden. Dort würde in einer Seitenstrasse ein Taxi auf mich zurollen, ich sollte den Fahrer nach einem bestimmten Ort fragen. Das wäre das Erkennungssignal, der Fahrer wäre sicher. Gleiches träfe auch auf die Überbringerin des Briefes zu.

Nach zwei Tagen Bedenkzeit entschloss ich mich zum Handeln und signalisierte mit der vereinbarten Ansichtskarte mein Kommen. Alles Weitere war schnell erledigt und am Tage des geplanten Termins befand ich mich in H. Maria hatte mir mitgeteilt, dass sie und das Kind getrennt von mir die Grenze passieren würden.

Alles sei sicher, hatte sie mir in ihrer Nachricht bekräftigt, ich verließ mich also ganz auf ihren Spürsinn, ihre Kenntnis der Verhältnisse. Die letzte Stunde vor dem Auftauchen des Taxis versaß ich in einem Cafe, welches entfernt genug vom Treffpunkt lag. In dieser grenznahen Region konnte jeder Fremde schnell auffallen, zudem war H. nicht jenes Urlauberidyll wie einige Orte benachbarter Regionen

Um 17 Uhr hatte ich mich am vereinbarten Standort einzufinden, das Auto sollte mir entgegen kommen. Ich hatte es anzuwinken, dem Fahrer dann die vereinbarte Frage zu stellen.

Aufgeregt und an der Wirklichkeit des Geschehens zweifelnd stand ich dann im Nebel. Es war Mittelherbst und das Wetter hätte für jeden mittelmäßigen Kriminalfilm die willkommene Kulisse abgeben können.

Herbstnebel im Park ...

Länger als angegeben brauchte ich nicht zu warten, das Auto kam pünktlich angeschnurrt und erwies sich als ein großer grauer Wagen russischer Produktion. Das Ritual des Kennwortsagens vollzog sich und in Windeseile saß ich auf dem Rücksitz. Mir war keine Zeit verblieben, den Fahrer ausgiebig zu mustern. Er schien es begriffen zu haben, drehte sich kurz zu mir um. Ich sah einem jungen dunkelhaarigen Mann mit runder Stirn ins Gesicht, sein Gesichtsausdruck schien um mein Vertrauen zu werben.

Nur die Augen, diese Augen schienen zu schweben als wollten sie vor etwas fliehen. Der Blick wirkte dadurch wie ins Nichts gerichtet. Wir wechselten einige Worte, ohne die Scheu voreinander zu verlieren. Dazwischen sang der Motor und bald hatten wir das Städtchen hinter uns gelassen. Ein tiefer, nebelschwerer Abend umschloss uns, so fuhren wir hinein ins Dunkel.“

Wieder schwieg der Mann, rieb dazu langsam seine Hände aneinander. „Ja, so war es“, meinte er plötzlich ganz schlicht, „bald befanden wir uns im Walde. Es passierte in jenem Moment, da wir unbeleuchtet einen Nebenweg entlang rollten.

Grelles Licht stach auf uns ein, mehrere Personen umringten den Wagen. Es waren zu viele, uns blieb keine Fluchtmöglichkeit mehr. Im Nu hatten sie uns auch getrennt, schleppten uns in verschiedene Richtungen. Ich sah noch wie der Fahrer wütend nach dem Kotflügel seines Wagens trat, dann wurde es dunkel um mich herum.

Den Rest erspare ich ihnen, jedenfalls den ausführlichen Rest. Sie können ihn sich denken. Untersuchungshaft, Verhandlung, Haft, Freiheit, Misstrauen. Dann die plötzlich so offene Grenze!

Verschwunden blieben Maria und das Kind. Bisher las ich noch keine Akten, forschte auch sonst nicht.“

„Und was wurde aus dem Fahrer“, fragte ich, unterbrach damit zum ersten Male seine Erzählung. „Ja der Fahrer! Der war der große Unbekannte. Mitten im Walde, nachdem wir uns ausreichend besprochen hatten, sagte er noch folgendes zu mir: „Erschrecken Sie nicht, ich bin bei der Firma, ich hab die Firma aber gründlich satt. Sie fraß mich mit Haut und Haaren auf, zerstörte mein voriges Leben. Ich bin bei der Firma, darum kann ich Leute so nahe an die Grenze bringen. Ich verrate die Firma, verrate wo ich nur kann“. Weiter kam er nicht. Als sie ihn überwältigten, schlugen sie brutal auf ihn ein.

Heute ist er eine gestörte Persönlichkeit, lebt in einem Sanatorium in der Nähe“.

„Wann wurde er krank“, fragte ich langsam, „davor oder danach“, und spielte auf die Öffnung der Grenze an.

„Danach“, meinte mit Nachdruck mein Gegenüber. Ich hatte verstanden. Ich begriff nun auch, wie der Mann neben mir seinem Erleben hinterher fuhr, die Wunde in sich damit schließen wollte. Wie und warum er dort etwas suchte, wo es nichts zu suchen gab.

Ich sah zum Taxi hin, der Fahrer war unbemerkt an uns vorüber gegangen und polierte nun die Scheiben des Wagens. Die Serviererin trat aus dem Haus und wendete sich an den Erzähler. „Für sie ist eine Nachricht gekommen. Man lässt ihnen sagen, heute Abend, an der gleichen Stelle wie damals.

„Er weiß also…“, setzte ich an. „Nichts neues“, antwortete mein Gegenüber, drei solcher Nachrichten erhielt ich bereits“.

Erneut schwiegen wir eine Weile, schließlich bezahlte er. Bevor wir zu ein paar Abschiedsworten kamen, näherte sich uns der aufgeregte Taxifahrer.

„In H. ist ein Kollege überfallen worden. Der Täter ist mit dem geraubten Taxi in unbekannter Richtung flüchtig“. Der Mann starrte den Fahrer an, drehte sich schließlich zu mir um. „Manchmal trifft man sich doch ein zweites Mal. Leben Sie wohl, vielleicht steuert mein Leben in der Zukunft wieder in eine andere Richtung.“ Als das Auto abfuhr grüßte er noch einmal kurz mit der Hand. Eine halbe Minute später verschwand das Gefährt im Walde.