Käse in Variationen

  1. Wieder saß der Rabe mit einem Käse auf dem Baum und der sich einstellende Fuchs, forderte ihn honigsüß zum Singen auf. „Ich bin doch nicht so blöd, zweimal auf den gleichen Trick herein zu fallen“, stieß der Rabe hervor und verlor den Leckerbissen erneut …
     
  2. Erneut kam der Rabe mit dem bewußten Käse angeflogen, doch der am Fuße des Stammes herum schnürende Fuchs beachtete ihn ganz und gar nicht. In dem Raben schwoll der Zorn und unbeherrscht wie wütend schmetterte er den Käse nach dem Fuchs …
     
  3. Wieder war es dem Raben gelungen, einen Käs‘ zu stehlen, doch weit und breit war kein Fuchs zu sehen. Den Raben ärgerte dies etwas, doch schließlich siegte die Gier in ihm und noch am Boden zerrte er an dem Käse herum. Wie ein Blitz kam der Fuchs aus dem Buschwerk geschossen und freute sich des doppelten Fangs. Doch war der Käse dieses Mal tatsächlich vergiftet …
     

Der Irrtum

Eine ungiftige und eine Giftschlange gerieten in Streit. „Du und deine Artgenossen, ihr tragt die Schuld, daß uns so viele Menschen nachstellen“, stieß die giftlose hervor. „Alles Gewäsch“, zischte die Giftschlange zurück, „wärst du mit deinem Volke so bewehrt wie wir,
gäbe es bald weniger Menschen, die uns nachstellten“!
Beide Tiere gerieten immer mehr in Zorn, reizten sich so sehr mit Schmähworten, daß keines den Menschen bemerkte, der sie beschlich. Dieser hielt die Giftlose für die Gefährlichere von beiden und schlug zuerst nach ihr. Die Giftschlange jedoch, reagierte sofort und biß ihn.
„Was für ein Glück“, dachte sie, als sie sich von den Leichnamen des Menschen und ihrer Artgenossin hinweg ringelte, „was für ein Glück,
daß die Menschen das Wesentliche stets zu spät erkennen“.

Der Stellvertreterkrieg

Bären und Wölfe rauften sich um die Herrschaft im Walde, doch konnte keine Partei die Alleinherrschaft erringen. Aus dieser Einsicht heraus schloß man einen Gewaltfrieden, doch trachtete jede Seite danach, die andere zu überlisten um der Möglichkeit vorzubeugen, daß einer von beiden durch den Frieden zu sehr gestärkt würde.
„Wir haben zwar Frieden mit den Wölfen“, meinte der Anführer der Bären, „aber nicht die anderen Tiere des Waldes. Stacheln wir sie doch zum Krieg gegen die Wölfe auf.“ „Das käme einem kompletten Vertragsbruch gleich“, mahnte ein anderer Bär, „ziehen wir lieber nur einen begrenzten Teil auf unsere Seite herüber“.
So geschah es, die Bären bemächtigten sich des Rotwilds, die Wölfe, aber, die derartige Tendenzen natürlich rechtzeitig beobachteten, des Schwarzwildes. Schließlich brachte man den Konflikt derart zum Sieden, daß es zum Kriege zwischen den jeweiligen Verbündeten von Bären und Wölfen kam. Dieser dauert beharrlich wie blutig an, lediglich die Füchse ließen sich nicht endgültig integrieren. Wechselweise helfen sie beiden Seiten, vermeiden jegliches Übergewicht und warten vergnügt darauf, daß ihre eigene Herrschaftsstunde kommen möge….“

Das Parlament der Tiere

Als der König der Tiere, der Löwe, an den Folgen seiner gewaltigen Gefräßigkeit verstorben war, kamen seine ehemaligen Untertanen zusammen, um zu beratschlagen, was nun zu tun sei. Einen neuen Herrscher von der gleichen Art wollten sie nicht, doch fand kein Tier einen geeigneten Vorschlag, bis sich schließlich der Fuchs zu Wort meldete. Er meinte, in Zukunft solle nicht ein Tier, sondern eine ganze Gruppe die Regentschaft verwalten. Der Vorschlag gefiel, bestimmt für das Ehrenamt wurden Fuchs, Wolf, Faultier, Hase und Papagei.

Dem müden Faultier war alles egal, es hängte sich an den nächsten Baum und schlief ein.
Der Papagei hatte Angst vor seinen neuen Verbündeten und flatterte ebenfalls auf einen Baum.
Der Hase, der den beiden Räubern nicht entkommen konnte, wurde prompt zerrissen.
Nun sind Fuchs und Wolf allein an der Macht und kommen doch zu keinem vernünftigen
Ergebnis, da keiner dem anderen mehr gönnt, als sich selbst.
Der Papagei hört vom Baum aus zu und plappert mal dem einen, mal dem anderen nach.
Das Faultier schläft weiter.