Ein Spieler reichte,
zu verschwenden die Kreide,
ich glaub‘ er hieß Wolf.

Die traditionelle japanische Gedichtform der Haikus gilt als die kürzeste der Welt. Sie bestehen aus drei vertikal aneinandergereihten Wortgruppen mit meist 5-7-5 Lauteinheiten. Auf seinem Literaturblog veröffentlicht der Leipziger Schriftsteller Martin Gerhard Reisenberg nach und nach sein gesamtes Werk, welches neben diversen Haikus und weiteren Gedichtformen wie beispielsweise Limericks auch aus einer riesigen Aphorismen-Sammlung mit über 70.000 Sinnsprüchen und aphoristischen Bildern, den Aphotismen, sowie aus diverser Kurzprosa besteht.

Das Parlament der Tiere

Als der König der Tiere, der Löwe, an den Folgen seiner gewaltigen Gefräßigkeit verstorben war, kamen seine ehemaligen Untertanen zusammen, um zu beratschlagen, was nun zu tun sei. Einen neuen Herrscher von der gleichen Art wollten sie nicht, doch fand kein Tier einen geeigneten Vorschlag, bis sich schließlich der Fuchs zu Wort meldete. Er meinte, in Zukunft solle nicht ein Tier, sondern eine ganze Gruppe die Regentschaft verwalten. Der Vorschlag gefiel, bestimmt für das Ehrenamt wurden Fuchs, Wolf, Faultier, Hase und Papagei.

Dem müden Faultier war alles egal, es hängte sich an den nächsten Baum und schlief ein.
Der Papagei hatte Angst vor seinen neuen Verbündeten und flatterte ebenfalls auf einen Baum.
Der Hase, der den beiden Räubern nicht entkommen konnte, wurde prompt zerrissen.
Nun sind Fuchs und Wolf allein an der Macht und kommen doch zu keinem vernünftigen
Ergebnis, da keiner dem anderen mehr gönnt, als sich selbst.
Der Papagei hört vom Baum aus zu und plappert mal dem einen, mal dem anderen nach.
Das Faultier schläft weiter.